Porsche Schlepper P312

Brasilianischer Kaffeeplantagenschlepper: P 312 (Teil 1)

Der P 312 war wohl der technisch als auch optisch interessanteste Allgaier-Porsche-Schlepper. Der für den Einsatz in brasilianischen Kaffeeplantagen entwickelte Spezialschlepper, verfügte über einen Vergasermotor mit angebauter Bodenfräse. Insgesamt wurden 220 Exemplare in Friedrichshafen gefertigt, ehe diese 1954 ausschließlich nach Brasilien exportiert wurden.

Im Jahre 1948 fängt die Geschichte dieses außergewöhnlichen Schleppers an. Die Familie Porsche versuchte damals in Brasilien einen Lizenznehmer für ihren Volksschlepper zu finden. Um die Maschine vor Ort vorzuführen und Kontakte zu den staatlichen Stellen zu knüpfen, sandten sie den Mitarbeiter Emil Rupilius mit einem Versuchsschlepper nach Sao Paulo. Zwar kam es damals zu keinem Lizenzvertrag, dennoch bewährte sich der Schlepper mit der Porsche-Konstruktionsnummer 312 recht gut. Im folgenden Jahr fanden Lizenzverhandlungen zwischen Porsche und Allgaier statt. Porsche bot Allgaier nicht nur den den fast zur Serienreife entwickelten Vergasermotor (100 mm Bohrung, 108 mm Hub) des 312, sondern auch den Schlepper mit dem von Ingenieur Heinz Altenberg entwickelten Dieselmotor an. Zu einem erfolgreichen Vertragsabschluss über diesen Schlepper, der später als AP 25 S bezeichnete wurde, kam es jedoch nicht. Ein weiteres Jahr später, unternahmen Oskar und Erwin Allgaier eine Südamerika-Reise, um neue Absatzmärkte für ihre Schlepper zu finden. In Brasilien angekommen, nutzen Sie die bereits zuvor von Porsche geknüpften Kontakte und bauten diese weiter aus.

Die Kaffeebauern inspizieren die Innovation von Porsche-Diesel

Sowohl die Porsche-Sportwagen als auch der Volkswagen wurden in Brasilien bewundert und waren sehr beliebt. Darüber hinaus hatten die Brasilianer von dem leichten Porsche-Schlepper mit seiner ölhydraulischen Kupplung und dem luftgekühlten Dieselmotor erfahren, welches besonders unter den Kaffeebauern großes Interesse hervorrief. Nach intensivem Informationsaustausch und Gesprächen zwischen staatlichen Institutionen und Landtechnikern kam man zu dem Ergebnis, das speziell in den großen Kaffee-, Zuckerrohr- und Obstplantagen, deren Boden intensiv zu bearbeiten ist, besondere Spezialschlepper fehlen. Aus verschiedenen Gründen konnten die bisherigen Standardschlepper nur bedingt eingesetzt werden. Zu den Gründen etwa, dass herausstehende Blechteile, wie z. B. Kotflügel, Pflanzenteile oder Triebe beschädigen oder brechen konnten. Zudem nahmen die Pflanzen und Früchte teilweise den Dieselgeruch des Schleppers auf. Die Mechanisierung solcher Kulturen, hier besonders der Kaffeekulturen, konnte somit nur mit voll verkleideten Schleppern, mit Benzinmotoren und angehängten oder angebauten Bodenbearbeitungsgeräten durchgeführt werden.

Als die die beiden Allgaier-Brüder nach Deutschland zurückgekehrt waren, sprachen sie mit den Porsche-Ingenieuren und berieten sich über das weitere Vorgehen auf dem brasilianischen Markt. Nicht der Pflug oder der Grubber schienen zur Bodenbearbeitung in den Plantagen das geeignete Gerät zu sein, sondern vielmehr die Bodenfräse, welche bereits mit großem Erfolg auf den europäischen Kulturböden seit der Jahrhundertwende eingesetzt wurde. Somit erhielt man in einem Arbeitsgang, mit der vom Schlepper angetriebenen Bodenfräse, einen fertig bearbeiteten Boden. Damit sich der Schlepper auch für den Einsatz in den Plantagen mit ihren Büschen und Bäumen eignete, sollte das Fahrzeug mit einer Verkleidung versehen werden. Wenn nicht das Problem des Kraftstoffs gewesen wäre, schien das Fahrzeug mit einer in der 3-Punkt-Hydraulik angebauten Bodenfräse und Verkleidung, genau die richtige Maschine für den brasilianischen Markt zu sein. Darüber hinaus war Dieselkraftstoff in Brasilien nicht preiswerter als Benzin. Da bei Porsche sowohl die fertigen Konstruktionszeichnungen für den Vergasermotor (Porsche-Konstruktionsnummer 312), als auch die von Emil Rupilius in Brasilien gesammelten Informationen mit diesem Schlepper-Modell vorlagen, ließ sich dieses Problem recht einfach lösen.

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Entwicklung und Aufbau des „Kaffeezugs“ (P 312)

So war man sich bei Porsche und Allgaier einig, einen Schlepper mit 25 PS Leistung auf der Basis des AP 17, mit Vergasermotor, für den brasilianischen Markt zu schaffen. Allgaier stimmte Aufbau und Bodenfräse, Fahrgestell, Verkleidung etc. aufeinander ab und Porsche übernahm die Entwicklung des Motors bis zur Serienfabrikation. Bereits im Sommer des Jahres 1951 waren sämtliche Zeichnungen für den AP 25 S fertig. Bei einer Besprechung zwischen Vertretern der Firmen Porsche und Allgaier konnte ein erstes Muster des Zylinderkopfes gezeigt werden, welcher von Rabe als „sehr schön gegossen“ beschrieben wurde. Die Porsche-Entwicklungsabteilung in Zuffenhausen lieferte sämtliche konstruktiven Änderungen zu diesem Motor, die den Schlepper unter der Konstruktionsnummer 535 (nicht 312) führte.

Hier gehts zu Teil 2 der spannenden Story zum P 312…